„Ich möchte noch deinen Stand fotografieren!“, entfuhr es mir auch zwei Tage nach der BuchBerlin2022 im Schlaf. Diese erste Messe als Ausstellerin hat tiefe Eindrücke hinterlassen. Doch besser fange ich vorn an.
Vorbereitung ist alles
Mein Debüt „Liebe rein, Scheiße raus“ ist knapp einen Monat auf dem Markt und ich bin voll am Promoten. Nun darf ich mir überlegen, wie ich den Stand aufbaue und was ich alles mitnehme. Fragen über Fragen: Wie viele Bücher nehme ich mit? Wie schaffe ich es, unter den vielen Autoren herauszustechen? Kann ich genügend interessierte Leser an meinen Stand locken? Und wie mache ich das konkret?
Meine Buchbuddy Heidi Metzmeier (Aktuelles Buch: „Unter demselben Himmel“) hatte die zündende Idee. Warum nicht mit einem Gewinnspiel locken? So war das Autorenbingo geboren und Dank der guten Arbeitsteilung zwischen uns und den Autorinnen April Wynter, Nina Dont und Jeanette Lagall, schafften wir eine gute Umsetzung. Auf der BuchBerlin gab es ein reges Interesse am Bingo, wenngleich auch das Angebot an Gewinnspielen redlich vorhanden war.
In Hinblick auf „Liebe rein, Scheiße raus“ entschied ich ausreichend Bücher mitzunehmen. Auch wenn sich im Nachgang herausstellte, dass die Messe nicht vorrangig da ist, um Bücher zu verkaufen. Bereits am Samstag passte ich daher meine Erwartungen den Gegebenheiten an, um nicht enttäuscht zu sein.
Lesung 2.0
Direkt nach der Eröffnung der Messe, hielt ich meine erste Lesung auf Berliner Parkett. Meine Aufregung stieg an, als sich familiäre Unterstützung erhielt. War doch sofort wieder der kleine Mann im meinem Kopf aktiv, der mir eintrichtert, dass ich besser niemanden enttäusche. Mit einem Fingerschnippen machte ich ihm Beine und konnte meinen Auftritt souverän, wenn auch an einigen Stellen emotional, abliefern. Das kleine Publikum war begeistert und die Rückmeldungen Balsam für meine Seele.
Presse im Anmarsch
Kurz vor der Lesung kam ein Interessent an meinen Stand und erklärte, er habe das Programm gesehen und freue sich auf meine Lesung. Wie sich – zum Glück – erst im Nachgang herausstellte, handelte es sich um Oliver Wenzlaff, der für die Federwelt schreibt. An dieser Stelle erklärt sich, warum ich froh war, dies erst nach der Lesung zu erfahren. Meine Aufregung wäre sonst noch größer geworden. Jedenfalls ergab sich aus diesem Interesse für mich die Möglichkeit, einen Beitrag für die 157. Printausgabe der Federwelt, mit Foto und Cover, beizusteuern. Außerdem wurden meine Eindrücke von der BuchBerlin 2022 in einem kurzen Interview am Sonntag für den Social Media Auftritt der Zeitschrift aufgezeichnet. Warum das für mich zu den größten Messeerfolgen zählt? Oliver Wenzlaff kam als Vertreter der Presse auf mich zu. Ich musste nicht um Aufmerksamkeit buhlen. Das Interesse ging von ihm aus und ja, das fühlt sich einfach krass gut an.
Worum geht es denn nun auf der Messe?
Im weiteren Verlauf der Messe bemerkte ich, wie schön es ist, wenn Interessierte mein Buch in die Hand nehmen und es dann auch kaufen. Meine Message: „Es ist eine Stärke, Schwäche zu zeigen!“ zu teilen und darüber ins Gespräch zu kommen, ist herzerwärmend.
Im gesamten Entstehungsprozess des Buches und dem anschließenden Marketing sitzen wir als AutorInnen ja eher allein im Kämmerlein und arbeiten vor uns hin. Ja, Social Media sichert auch ein Stück weit Kontakt nach außen, aber es ersetzt schlichtweg kein Gespräch. Zumal ich mitbekommen habe, dass ich gar nicht jeden Insta-Kontakt sofort wiedererkenne. Die Menschen sind manchmal so viel größer oder kleiner, als sie im Netz wirken. Wenn sich dann noch Frisur oder Haarfarbe ändern, ist es aus.
In Sachen Buchverkäufen habe ich meine Erwartungen für die nächsten Messen konkretisieren können. Es fühlt sich gut an, zu wissen, worum es geht.
Bereits am Messesamstag kam ich mit etlichen Bloggerinnen und Autorinnen ins Gespräch. Für mich als Debütantin ist der Austausch immens wichtig. Denn jeder sammelt im Laufe der Zeit so unterschiedliche Erfahrungen, dass ich aus jedem Gespräch wertvolle Anreize und auch bleibende Kontakte mitnehme.
Gegen Ende des ersten Messetages besuchte uns Emilia deLuca am Stand. Wir kamen ins Gespräch und erfuhren, dass sie einen Podcast hat, in dem Autoren und Autorinnen ihr Buch vorstellen und auch daraus lesen können. Wow, was für eine grandiose Möglichkeit, dachte ich mir und bat sie um die Kontaktdaten. Da es menschlich gut gematched hat, freue ich mich schon darauf, mit meinelesung.de in Zukunft zusammenzuarbeiten und bin dankbar für die Chance, die sie mir geben.
Nach einer intensiven Auswertung mit Heidi, bei Pizza und Wein, endete der erste Tag auf der BuchBerlin mit zwei geschafften, aber glücklichen Debütautorinnen.
Neuer Tag – neues Glück
Der Sonntag startete mit dem Gefühl „Alles oder nichts!“ Während ich am ersten Messetag noch etwas unsicher hinter meinem Tisch stand, nahm ich nun abwechselnd die übrigen Bingokarten sowie meine Postkarten in die Hand und sprach vorbeigehende Besucher offensiv an. Dabei lernte ich, dass der Spruch „Liebe rein, Scheiße raus“ für viele ein guter Slogan am Kühlschrank ist. Und so wurde ich zahlreiche Karten los und verkaufte ein paar Bücher an Menschen, die sonst an meinem Buch vorbeigegangen wären.
Hat es sich denn nun gelohnt?
Absolut! In jedem Fall! Ich bin 2023 wieder dabei und freue mich, dann schon mit mehr als einem Buch am Start zu sein. Bis es soweit ist, besuche ich noch die Frankfurter Buchmesse und ziehe mich wieder ins Schreibstübchen zurück.